"Wenn jemand eine Reise tut…" – Erasmus-Plus-Projekt endet mit dem Besuch der Partnerschule in Athen

„Yassas!“, hieß es für zehn Schülerinnen der Erasmus-AG und vier Lehrerinnen am 01. April 2017. Unsere Mission: Das dreijährige Erasmus+ Projekt „Unsere Chancen in Europa“ in Athen erfolgreich zum Abschluss bringen. Seit 2014 hatte es immer wieder gegenseitige Besuche der Schulen aus den Teilnehmerländern Norwegen, Litauen, Griechenland, Italien und Deutschland gegeben.

Immer im Blick hatten alle Teilnehmer die Vision, über die Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten in den europäischen Herkunftsländern zu informieren.

Tag 1

Nach der Landung in Athen ging es mit einem quietschgelben Schulbus zum President Hotel nahe Athens Stadtmitte. Nach Bezug der Hotelzimmer gab es noch einen landestypischen Imbiss: Gyros – ein Gericht, das in dieser Woche noch häufig auf unserem Speiseplan stehen sollte. Zum Glück hatten wir Athanasia (10b) dabei. Ohne ihre Griechisch-Kenntnisse wären wir womöglich verhungert!

Tag 2

Bei bestem Sonntagswetter, strahlendem Sonnenschein und 22 Grad, startete der nächste Tag. Maria Moschou, die griechische Erasmus-Koordinatorin unserer Partnerschule, nahm uns herzlich in Empfang. Zusammen mit allen Schülern und Lehrern der anderen Partnerschulen ging es im Bus nach Delphi, wo der Vizebürgermeister der Kleinstadt die Erasmus-Gruppe Willkommen hieß. Mit den Tour-Guides Mariana und Nikos, die uns auch im Laufe der Woche immer wieder interessante deutsch- und englischsprachige Führungen anboten, erkundeten wir die antiken griechischen Tempelstätten von Delphi. Einst hatte hier Pythia, eine Hellseherin, den Griechen ihre Zukunft vorausgesagt. Im Archäologischen Museum von Delphi bestaunten wir viele Originalstatuen der Tempelanlagen. Anschließend ging es weiter nach Arachova, einem Skiort in der Nähe von Delphi, wo wir uns erst einmal stärkten und dann die charmant rustikale Kleinstadt mit ihren vielen Tavernen und Souvenir-Shops erkundeten.

Tag 3

Der Montag begann fast schon normal: Auf dem Programm stand Unterricht an der griechischen Partnerschule. In verschiedenen Fächern hospitierten wir in kleinen Gruppen. Besonders auffallend waren dabei die recht kleinen Klassen in Fächern wie Chemie und Physik und die gute technische Ausstattung der Moraitis-Schule. Griechische Schüler sprechen fließend Englisch, sodass es für die Lehrer selbstverständlich war, den Unterricht für die Gäste auf Englisch zu halten. Was im Chemieunterricht aber nicht unbedingt bedeutete, dass wir besser mitkamen… Der Deutschunterricht fiel den deutschen und Südtiroler Schülern schon leichter! Da übernahm ein Südtiroler dann auch gleich einmal den Deutschunterricht von Frau Kristina. Spontanes Thema: Der deutsche Satzbau. 

Später wurden die litauischen, deutschen, norwegischen und italienischen Schüler noch durch die Schule geführt. Am Nachmittag fuhren wir an den Marathonsee, den größten Trinkwasserspender Athens, wo wir uns sowohl von einer herrlichen Aussicht auf den See als auch kulinarisch verwöhnen ließen. Danach ging es zum Startpunkt des allerersten Marathons der Geschichte. Von hier aus lief der Läufer Pheidippides vor über 2500 Jahren 42 km nach Athen, um den Sieg in der Schlacht gegen die Perser zu verkünden. Bis heute legt man beim Marathon noch diese Distanz zurück.

Tag 4

Der nächste Tag wartete mit einem lehrreichen Besuch im Archäologischen Museum Athens auf. Schon die Alten Griechen besaßen beeindruckenden „Statement-Schmuck“! Nach einem Vortrag und einer Führung durch die Polytechnische Hochschule Athens ging es zum Mittagessen in die Athener Innenstadt und danach weiter mit dem Bus ins wunderschöne Sounion, wo man am Kap Sounion sowohl den atemberaubenden Blick aufs Meer als auch die Ansicht des marmornen Poseidontempels genießen konnte.

Tag 5

Am Mittwoch kehrten wir für die Schülerpräsentationen in die Moraitis-Schule zurück. Das übergeordnete Thema lautete „Bewerbungen und Bewerbungsgespräch im eigenen Land“. Besonders herausfordernd war dabei die sprachliche Hürde. Alle, bis auf das deutsche Erasmus-Team, präsentierten in der Programmsprache Deutsch. Dilara und Sinda (10 c) hielten ihren Vortrag über das Thema „How to apply“ auf Englisch. Dabei erhielt das Publikum einige Informationen zur Geschichte des Bewerbungsanschreibens der Griechen.
Was man auf keinen Fall bei einem Bewerbungsgespräch machen sollte, brachten uns die Südtiroler in einem unterhaltsamen Video bei. Von den Norwegern erfuhr man, in welchen Bereichen Norwegen noch Arbeitskräfte sucht und die Litauer klärten über die Erwartungen von Arbeitgebern an die Bewerber auf.

Später am Tag machten wir Bekanntschaft mit dem Wahrzeichen Athens, der Akropolis. Wieder mit dabei waren Mariana und Nikos, die uns über die Geschichte des berühmtesten Burgberges Griechenlands viel zu erzählen wussten.

Tag 6

Im Rahmen des dreitägigen Schulfestes fand am Donnerstag die große Abschlussfeier des Erasmus-Projektes in der Moraitis-Schule statt. Neben einem Länderquiz samt kniffliger Yoga-Challenge wurden litauische Volkstänze getanzt, an denen sich die Sitzer in den ersten Reihen sogar aktiv beteiligen konnten. Norwegen erklärte den Zuschauern endlich einmal, was typisch Norwegisch ist. Wobei sich herausstellte, dass das Nachdenken darüber, was typisch Norwegisch ist wohl am norwegischsten sei. Danach waren alle beim Kahoot!-Quiz über Norwegen gefordert, an dem der ganze Saal via Smartphone teilnehmen konnte. Griechenland überraschte mit einem bewegenden Video über alle Erasmus-Besuche und einer gemeinsamen Tanzeinlage mit den Schülern des Tanzkurses.

Tag 7

Der vorletzte Tag wurde den Erasmus-Teilnehmern besonders versüßt: In einer Imkerei, eine Busstunde von Athen entfernt, wurden wir von einem sehr passionierten Imker empfangen. Begeistert erzählte er uns von der Pflege der Bienen und der Honigproduktion. Wann kriegt man schon einmal Honig direkt aus der Wabe? Und eine echte Bienenkönigin hat bestimmt auch noch nicht jeder gesehen! Nach der Rückkehr in die Stadt gab es die Möglichkeit, im Escape Room Mastermind knifflige Rätsel zu lösen. Dabei musste ein aus dem Archäologiemuseum entwendeter Statuenkopf heil wieder zurückgebracht werden. Für andere bot sich die Gelegenheit, in Athens berühmtesten Sandalen-Laden am Fuß Sandalen anpassen zu lassen oder durch die geschäftige Altstadt zu bummeln. Den Abend ließen wir in einem Lokal mit Live-Musik und – natürlich wie sollte es anders sein – mit Tanz ausklingen.

Tag 8

Schon ein wenig wehmütig wegen des baldigen Abschieds konnten wir am Samstag noch unsere Shopping-Lust im McArthur-Glen-Outlet nahe Athen befriedigen. Am frühen Nachmittag fuhr die Erasmus-Gruppe dann an den Strand, wo wir erneut mit atemberaubender Kulisse Mittag aßen. Einmal gesättigt hielten es die meisten kaum mehr auf ihrem Stuhl aus. Man sollte doch mindestens einen Zeh ins Wasser gesteckt haben, wenn man schon am Mittelmeer ist! Die Norweger nahmen das wörtlich und einige Mutige wagten sich bis zum Hals ins Wasser.

Tag 9

Auch wenn wir am Sonntagnachmittag wieder die Heimreise antraten und dies das Ende des Erasmus+ Projektes an der RSG bedeutete, ist es auch der Anfang einiger guter Freundschaften und produktiver internationaler Beziehungen.

Text und Fotos: S. Guivala